Dialoge schreiben: 5 Tipps für lebendiges Reden auf Papier

Dialoge schreiben

Wie Deine Figuren eine einzigartige Stimme bekommen

Gute Dialoge zu schreiben, ist eine heikle Sache. Sie lesen sich so einfach und flüssig, aber sitzt Du selbst vor einer Szene und willst jemanden reden lassen, wird es auf einmal kompliziert. Wie war das mit „sagte“ und „erwiderte“? Wie mache ich das mit den Satzzeichen? 

Denn das Wichtigste vorweg: Einen Dialog zu schreiben bedeutet nicht ein Gespräch wortwörtlich wiederzugeben.  Ein Dialog ist eine kunstvolle literarische Verdichtung eines Gesprächs. Oder hast Du schon einmal in einem Roman Ähs und Ahs und Sätze, die plötzlich in eine völlig andere Richtung mäandern, gelesen? Aber so reden Menschen. Deine Figuren hingegen, die sollten im Rahmen ihrer Charakterisierung wie gedruckt reden.

Dialoge schreiben: Wie geht das?

1. Kennzeichne Dialoge auch formal: Es reichen nicht nur die Anführungszeichen, um zu zeigen, dass eine Figur in Deiner Geschichte spricht. Gib jedem Redebeitrag einer Figur einen eigenen Abschnitt. Das macht das Lesen flüssiger und Deine LeserInnen erkennen leichter, wer gerade spricht. Achte dabei auf die Zeichensetzung, die überraschend komplex ist, wie wann und wo welche Satzzeichen und Kommata zu setzen sind. Hier findest Du eine gute Übersicht mit Beispielen.

2. Gib jeder Figur eine einzigartige Sprache: Eine gut ausgearbeitete Figur ist komplex. Sie hat eine Geschichte, die schon vor Deiner Geschichte beginnt. Lass Deine LeserInnen ihre Geschichte hören: Spricht sie akademisch? Oder eher einfach? Das Milieu, in dem sich Deine Figur bewegt, sollte auch zu hören sein. In dem wir Deine Figur live hören, erleben wir sie unmittelbar. Und erfahren so viel über sie. Denn ein „Würdest Du mir bitte einmal die Schlüssel geben?“ klingt doch ganz anders als ein „Ey, wirf mal die Schlüssel rüber!“

3. Verzichte auf Ballast: Dass Ähs und Ohs und Wiederholungen tabu sind, weißt Du nun schon. Aber lasse Deine Figur nicht zum Schwätzer werden (es sei denn, es ist ihr Charakter), denn ellenlange Monologe langweilen. Denke daran: Es geht ums literarische Verdichten! Welche Informationen sollen Deine Figuren austauschen? Was möchtest Du sie von ihnen zeigen? Was ist die Funktion des Dialogs für Deine Geschichte? Kannst Du diese Fragen nicht beantworten, ist der Dialog vermutlich überflüssig. 

4. Zeigen, nicht erzählen: Dialoge sind eine magische Möglichkeit, die Grundregel des guten Schreibens anzuwenden: Show, don’t tell. Anstatt etwas in deiner Geschichte einfach zu behaupten, ist es besser, den LeserInnen z. B. eine Handlung zu zeigen, die genau das verdeutlicht. Deine Figur ist wütend? Dann lass sie fluchen. Sie ist traurig? Dann fehlen ihr vielleicht die Worte. Allein was sie und wie sie es sagt, verrät LeserInnen mehr als ausgefeilte Erklärungen, die langweilen.

5. Subtext nutzen: Oft liegt die wahre Bedeutung eines Dialogs im Subtext, den die Charaktere zwischen den Zeilen kommunizieren. Verwende Metaphern, Anspielungen und nonverbale Elemente, um tiefergehende Bedeutungen zu vermitteln. 

Lasse deine Charaktere nicht immer genau sagen, was sie denken oder fühlen, sondern verleihe ihren Worten eine doppelte Bedeutung oder versteckte Absichten. Dadurch entsteht eine faszinierende Spannung und Tiefe in den Gesprächen, die die LeserInnen dazu anregt, mehr zu interpretieren und sich noch stärker in die Charaktere und ihre Beziehungen hineinzuversetzen. Vielleicht sagt eine Figur „Alles ist in Ordnung,“ aber ihre zitternde Stimme und ihr zusammengezogenen Augenbrauen verraten, dass das Gegenteil der Fall ist.

Mit diesen Tipps sind deine Dialoge nicht nur Gerede, sondern auch fesselnd und lebendig. Das Schreiben von überzeugenden Dialogen erfordert Übung. Unser (nicht so geheimer) Tipp: Lies Deine geschriebenen Dialoge laut vor. Vielleicht nimmst Du Dich dabei sogar auf. So entdeckst Du am ehesten Schwächen, Ballast und Schieflagen in Deinen Dialogen. 

Viel Spaß dabei, Deine Figuren zum Reden zu bringen. 

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